Berufsbildungsbereich
Der Berufsbildungsbereich (BBB) bildet einen zentralen Bestandteil innerhalb der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und ist ein wesentliches Element der beruflichen Rehabilitation. Er bietet Menschen mit Behinderung eine strukturierte Möglichkeit, berufliche Fähigkeiten zu entwickeln, persönliche Kompetenzen auszubauen und langfristig eine Perspektive auf eine Erwerbstätigkeit zu erhalten – sei es im geschützten Rahmen der Werkstatt oder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Inhaltsverzeichnis
- Bedeutung des Berufsbildungsbereichs
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Zielgruppe und Zugang zum Berufsbildungsbereich
- Wer kann teilnehmen?
Bedeutung des Berufsbildungsbereichs
In der Übergangsphase zwischen schulischer Bildung, Alltagsbewältigung und beruflicher Eingliederung erkennen und fördern die Angebote im BBB die individuellen Stärken der Teilnehmer. Der Bereich trägt dazu bei, soziale Barrieren abzubauen und unterstützt die gesellschaftliche Inklusion durch gezielte Bildungsangebote und praxisnahe Qualifizierung.
Zielgruppe und Zugang zum Berufsbildungsbereich
Wer kann teilnehmen?
Sie benötigen aufgrund der Art und Schwere Ihrer Behinderung besondere Unterstützung? Und Sie sehen derzeit – oder in naher Zukunft – keine Möglichkeit, eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden? Dann bietet sich Ihnen die Chance, zunächst an einer berufsbildenden Qualifizierungsmaßnahme in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) teilzunehmen.
Ziel der WfbM ist es, Sie so zu fördern und zu qualifizieren, dass Sie entweder dauerhaft in der Werkstatt arbeiten oder eine Tätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufnehmen können. In der Vergangenheit war der Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt jedoch nur wenigen Menschen mit Behinderung möglich. Um das zu verbessern, haben viele Werkstätten ihre Bildungsangebote deutlich weiterentwickelt. Außerdem unterstützen sie geeignete Beschäftigte nun intensiver bei der Suche nach Praktikumsplätzen, Ausbildungsstellen oder regulären Arbeitsverhältnissen.
Die Qualifizierungsmaßnahme findet im sogenannten Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich (BBB) der WfbM statt und kann bis zu 27 Monate dauern. Während dieser Zeit stehen Ihnen umfangreiche begleitende Dienste zur Seite – darunter medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Fachkräfte, die Sie individuell betreuen und unterstützen.
Das Eingangsverfahren – der erste Schritt in die berufliche Qualifizierung
Im Eingangsverfahren wird zunächst geprüft, ob die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) die passende Einrichtung für die betreffende Person ist. Dabei wird ein individueller Eingliederungsplan erstellt. Dieser Plan enthält unter anderem Informationen zu den notwendigen Fördermaßnahmen sowie zu möglichen beruflichen Perspektiven.
Dauer: Das Eingangsverfahren dauert in der Regel bis zu drei Monate.
In bestimmten Fällen kann die Dauer auf bis zu vier Wochen verkürzt werden – zum Beispiel, wenn sich im Verlauf zeigt, dass ein kürzerer Zeitraum ausreicht. Auch wenn bereits vorab die Maßnahme „Diagnose der Arbeitsmarktfähigkeit besonders betroffener behinderter Menschen (DIA-AM)“ durchgeführt wurde, beträgt die Dauer des Eingangsverfahrens lediglich vier Wochen.
Während dieser Zeit sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfassend sozial abgesichert: Sie sind kranken-, pflege-, unfall- und rentenversichert.
Ablauf des Eingangsverfahrens
Das Eingangsverfahren bildet den ersten Schritt im Berufsbildungsprozess. Es dient dazu, eine fundierte Einschätzung der individuellen Fähigkeiten, Interessen und Entwicklungsbedarfe der Teilnehmer vorzunehmen. Dabei umfasst es:
- Analyse der Ausgangssituation,
- Erprobung verschiedener Tätigkeitsfelder,
- Entwicklung eines individuellen Bildungs- und Förderplans.
Fachkräfte begleiten diesen Prozess intensiv und berücksichtigen dabei die Wünsche und Potenziale der Teilnehmer.
Alternative Möglichkeit seit 1. Januar 2018:
Statt in der WfbM können die Leistungen des Eingangsverfahrens nun auch ganz oder teilweise bei einem „anderen Leistungsanbieter“ gemäß § 60 SGB IX in Anspruch genommen werden.
Der Berufsbildungsbereich (BBB) – berufliche Qualifizierung mit Perspektive
Im Anschluss an das Eingangsverfahren beginnt der Berufsbildungsbereich (BBB), der sich in zwei Phasen unterteilt: einen Grundkurs und einen Aufbaukurs. In beiden Phasen erwerben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berufliche Kenntnisse und praktische Fertigkeiten – zum Beispiel im Umgang mit verschiedenen Werkstoffen, Werkzeugen oder Maschinen.
Während dieser Zeit lernen sie verschiedene Arbeitsbereiche innerhalb der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) kennen. Gleichzeitig werden sie regelmäßig nach ihren beruflichen Interessen befragt und aktiv in die Planung ihres individuellen Qualifizierungswegs einbezogen.
Qualifizierungsorte und -inhalte
Die berufliche Bildung im BBB erfolgt – abhängig vom Konzept der jeweiligen Werkstatt – in einem oder mehreren Arbeitsbereichen der WfbM. Seit dem 1. Januar 2009 ist zudem gesetzlich verankert (§ 219 Abs. 1 SGB IX), dass die Qualifizierung auch außerhalb der Werkstatt auf sogenannten ausgelagerten Berufsbildungsplätzen des allgemeinen Arbeitsmarktes erfolgen kann.
Neben fachlichen Qualifikationen legt der BBB auch großen Wert auf die Entwicklung sozialer und alltagspraktischer Kompetenzen. Dazu zählen zum Beispiel das Arbeitsverhalten, die persönliche Belastbarkeit sowie die Förderung sozialer Fähigkeiten.
Dauer: Sowohl der Grund- als auch der Aufbaukurs dauern jeweils zwölf Monate.
Während des gesamten BBB sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer umfassend abgesichert – sie sind kranken-, pflege-, unfall- und rentenversichert.
Alternative Angebote
Seit dem 1. Januar 2018 können Leistungen des BBB auch außerhalb einer WfbM bei einem „anderen Leistungsanbieter“ gemäß § 60 SGB IX in Anspruch genommen werden – entweder vollständig oder teilweise.
Darüber hinaus besteht seit dem 1. Januar 2020 die Möglichkeit, anstelle des BBB das sogenannte „Budget für Ausbildung“ zu nutzen. Dieses Angebot richtet sich an Personen mit Anspruch auf Leistungen im Eingangsverfahren oder im BBB und ermöglicht eine reguläre Berufsausbildung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt – mit finanzieller und begleitender Unterstützung.
Ziele und Aufgaben des Berufsbildungsbereichs
- Berufliche Qualifizierung: Aufbau arbeitsrelevanter Fähigkeiten, die in verschiedenen Berufsfeldern einsetzbar sind.
- Förderung der Selbstständigkeit: Entwicklung von Fertigkeiten für ein eigenständiges Leben.
- Stärkung sozialer Kompetenzen: Vermittlung von Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Konfliktbewältigung.
- Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt: Unterstützung durch Praktika, Betriebsbesuche und Bewerbungstrainings.
- Persönliche Entwicklung: Förderung des Selbstbewusstseins, der Eigenverantwortung und der Motivation.
Insgesamt fördert der BBB damit sowohl die berufliche als auch die soziale Teilhabe und eröffnet neue Wege in die Eigenständigkeit.
Qualifizierungen und Inhalte im Berufsbildungsbereich
Berufliche Qualifizierung
Der BBB bietet eine Vielfalt an Qualifizierungen an, die praxisnah und arbeitsmarktorientiert gestaltet sind. Typische Berufsfelder sind:
- Hauswirtschaft und Ernährung,
- Garten- und Landschaftspflege,
- Technische Fertigung und Montage,
- Dienstleistungssektor (z.B. Reinigung, Bürohilfen, Logistik).
Die Bildungsangebote verbinden praktische Arbeit mit theoretischen Inhalten und fördern so sowohl das fachliche Wissen als auch die praktische Umsetzung.
Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten
Neben der beruflichen Bildung legt der BBB großen Wert auf lebenspraktische Kompetenzen:
- Haushaltsführung (Kochen, Einkaufen, Wäschepflege),
- Umgang mit Geld und Finanzen,
- Organisation des Alltags und Zeitmanagement,
- Soziale und gesellschaftliche Teilhabe (Mobilitätstraining, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel).
Diese Fähigkeiten tragen dazu bei, die Eigenständigkeit der Teilnehmer in ihrem privaten und beruflichen Alltag zu stärken.
Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt
Maßnahmen zur Förderung der Teilhabe
Zur Erleichterung des Übergangs auf den allgemeinen Arbeitsmarkt setzt der BBB verschiedene Maßnahmen ein:
- Betriebspraktika: Praktische Erfahrungen in realen Unternehmen,
- Bewerbungscoaching: Training von Bewerbungsschreiben, Vorstellungsgesprächen,
- Netzwerkbildung: Aufbau von Kontakten zu potenziellen Arbeitgebern,
- Individuelle Vermittlungsstrategien.
Durch diese Maßnahmen wird der direkte Kontakt zum allgemeinen Arbeitsmarkt systematisch vorbereitet.
Individuelle Förderung
Der Bildungsplan jedes Teilnehmers wird regelmäßig überprüft und angepasst, um:
- Entwicklungsfortschritte zu berücksichtigen,
- neue berufliche Interessen aufzugreifen,
- auf konkrete Arbeitsmöglichkeiten flexibel reagieren zu können.
Rolle der Vogtlandwerke im Berufsbildungsbereich
Beitrag zur beruflichen Teilhabe
Die Vogtlandwerke leisten einen maßgeblichen Beitrag zur beruflichen Teilhabe, indem sie:
- Vielfältige, praxisnahe Bildungsangebote bereitstellen,
- Eng mit Betrieben und regionalen Partnern zusammenarbeiten,
- Teilnehmer gezielt auf reale Anforderungen im Arbeitsleben vorbereiten.
Im Fokus der Vogtlandwerke stehen Ausbildungsprogramme in Bereichen wie:
- Hauswirtschaft und Versorgung,
- Grünpflege und Gartenbau,
- Technische Produktion und Handwerk,
- Service und Dienstleistungen.
Diese Programme sind eng auf die tatsächlichen Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtet.
Zusammenarbeit mit Unternehmen
Die Vogtlandwerke fördern die Kooperation mit Betrieben durch:
- Praktikums- und Traineeangebote,
- Betriebsbesichtigungen,
- Netzwerkveranstaltungen zur Sensibilisierung von Arbeitgebern.
Dadurch entstehen reale Chancen für eine Integration der Teilnehmer in reguläre Arbeitsverhältnisse.
Unterstützung psychisch kranker Menschen im BBB
Für psychisch kranke Menschen bietet der BBB spezielle Unterstützungsangebote:
- Individuelle Förderpläne,
- Therapeutische Einzel- und Gruppensitzungen,
- Training sozialer und emotionaler Kompetenzen,
- Sensibilisierung und Beratung von Arbeitgebern.
Damit wird gezielt auf die besonderen Bedürfnisse dieser Zielgruppe eingegangen und eine nachhaltige Integration gefördert.
Abschluss und weitere Perspektiven nach dem BBB
Nach Abschluss des BBB ergeben sich verschiedene Optionen:
- Übernahme in den Arbeitsbereich der Werkstatt,
- Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt,
- Weiterführende Qualifizierungen, etwa durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) oder unterstützte Beschäftigung.
Der Übergang wird individuell begleitet, um eine nachhaltige berufliche Integration zu erreichen.